Éric Zemmour, Präsidentschaftskandidat in Frankreich

Das Symptom der französischen Misere

21.12.2021
Lucie Delaporte, Mediapart

***Französische Version unten zum Download***

Unabhängig davon, ob er die Präsidentschaftswahlen gewinnt oder nicht, Éric Zemmour hat bereits einen großen Erfolg erzielt: Er hat sein rassistisches Gedankengut in die öffentliche Debatte Frankreichs gebracht und jeden gezwungen, sich ihm gegenüber zu positionieren. Ein unbestreitbarer Sieg für seine Unterstützer*innen, die sich immer wieder auf Gramsci berufen und für die der Kulturkampf unweigerlich einen Vorgeschmack auf die kommenden Wahlsiege bedeutet.

Seit dem Herbst mischt der rechtsextreme Polemiker Éric Zemmour den französischen Präsidentschaftswahlkampf auf. Im Bruderkrieg mit Marine Le Pen hat er es geschafft, seine rassistischen Thesen in die öffentliche Debatte zu bringen.

Nach Monaten vorgetäuschter Ungewissheit, hat Zemmour endlich seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen offiziell bekannt gegeben. In einem zehnminütigen Beitrag, der am Dienstag, den 30. November über soziale Netzwerke verbreitet wurde, kündigte der ehemalige Leitartikler des Figaro und von CNews an, dass er angesichts der tragischen Situation, in der sich das Land befinde, gebraucht werde. „Es ist nicht mehr an der Zeit, Frankreich zu reformieren, sondern es zu retten. Deshalb habe ich beschlossen, für die Präsidentschaftswahlen zu kandidieren“.

In einer bis zur Groteske gehenden Imitation der Bilder von General de Gaulle in London, stellte sich der rechtsextreme Kandidat als Bollwerk gegen eine Einwanderung dar, die das Fundament des Landes zu zerstören drohe. „Wir werden uns nicht beherrschen, zum Vasallen machen, erobern und kolonisieren lassen. [...] Wir werden uns nicht austauschen lassen“, sagte er in dem Video, während Bilder von Gewalt in den Städten von Nachrichtensendern liefen, die Frankreich als ein Land in Flammen und Blut darstellten.

Seit dem Schulbeginn im Herbst hat Éric Zemmour den Medienraum an sich gerissen und das für die Präsidentschaftswahlen angekündigte Duell zwischen der Kandidatin des Rassemblement National (RN) Marine Le Pen und dem aktuellen französischen Präsidenten Emmanuel Macron durcheinander gebracht. Auf einer Städtetour durch Frankreich, die offiziell der Präsentation seines neuesten Buches La France n'a pas dit son dernier mot diente, verwandelten sich die Signierstunden nach und nach in politische Versammlungen, in denen seine Fans in den überfüllten Sälen fast jedes Mal „Zemmour président“ (Zemmour Präsident) in die unzähligen Kameras und Mikrofone riefen.

Wer ist Éric Zemmour?

Éric Zemmour, der in den letzten zehn Jahren mehrere Bestseller über den Niedergang Frankreichs geschrieben hat –ein Frankreich, das von der Einwanderung überschwemmt und von Feminismus, LGBT-Forderungen oder Antirassismus in seinen Grundwerten erschüttert werde (Le Suicide Français (der Französische Selbstmord), 2014 erschienen, verkaufte sich fast 500.000 Mal)–, wurde bis vor kurzem lediglich als Medienfigur der reaktionären Rechten angesehen. Niemand konnte sich vorstellen, dass der 63-Jährige sich auf politisches Terrain begeben würde.

Mitte der 2000er Jahre trat er in Mainstream-TV-Sendungen auf und wurde in verschiedene Talkshows eingeladen, um die Position des reaktionären Journalisten zu vertreten, der mit seinen immer grenzwertigeren Ausfällen die „politische Korrektheit“ attackierte und damit die Fernseh- und Radiosendungen „aufpeppte“.

Der öffentlich-rechtliche Sender France 2 gab zu, ihn nach seiner antifeministischen Brandschrift Le Premier sexe (2006) eingestellt zu haben, die er als „eine Abhandlung über die männliche Lebensart für die junge, feminisierte Generation“ bezeichnete und in der er vor allem behauptete, dass „der Mann ein sexuelles Raubtier, ein Eroberer“ sei.

In den letzten Jahren musste er aufgrund seiner Äußerungen regelmäßig vor Gericht erscheinen. „Warum werden wir siebzehn Mal kontrolliert?“, sagte er in Bezug auf die Gesichtskontrollen der französischen Polizei... „Weil die meisten Menschenhändler schwarz und arabischer Abstammung sind, das ist so, das ist eine Tatsache“, sagte Zemmour 2011 in einer öffentlichen Sendung im Fernsehen. Diese Äußerung brachte ihm seine erste Verurteilung wegen Aufrufs zur Rassendiskriminierung ein, ohne dass dadurch allerdings sein Aufstieg in den Medien gestoppt wurde.

In seiner Identitätsbesessenheit geht es um die Frage des Islams, insbesondere nach der Welle von Anschlägen, die Frankreich seit 2015 erlebt hatte. „Im Islam gibt es keine gemäßigten Muslime, die gibt es nicht“, versichert er oft. Ein guter französischer Muslim sei ein Muslim, der sich von seinem Glauben abwende: „Man muss sie vor die Wahl zwischen dem Islam und Frankreich stellen“, behauptete er auch in C à vous im September 2016, denn der Islam sei nicht mit der Republik vereinbar, wie Éric Zemmour immer wieder betont.

Er beteiligt sich daran, die von dem rechtsextremen Essayisten Renaud Camus formulierte rassistische Theorie des „großen Austauschs“ zu verharmlosen, der zufolge der „Austausch“ der weißen und christlichen Bevölkerung in Europa durch eine subsaharische und muslimische Bevölkerung im Gange ist.

Als Sohn einer Rückkehrer-Familie aus Algerien hat es Éric Zemmour verstanden, zum Sprachrohr aller Nostalgiker*innen zu werden, die sich nach der verlorenen Größe des imperialen Frankreichs sehnen, jenes kolonialen Frankreichs, das noch heute, oft unbewusst, die Vorstellungswelt vieler Franzosen und Französinnen prägt. Ein Frankreich, das in der Ausbreitung der muslimischen Religion in Frankreich eine „umgekehrte Kolonialisierung“ sieht, wie Zemmour es explizit beschreibt, und damit all jenen aus der Seele spricht, die noch immer vom Gespenst des Algerienkriegs verfolgt werden.

Als Geschichtsbegeisterter hat er, der „Reue“-Diskurse verabscheut, von Buch zu Buch den Traum einer Geschichte Frankreichs rekonstruiert: angefangen bei den „Rittern“, über Jeanne d'Arc bis hin zu Napoleon, dem Kaiser, den er verehrt und mit dem er sich gerne vergleicht. In seiner Arbeit an der Umschreibung der Geschichte, die er sowohl in seinen Büchern als auch auf Fernsehbühnen betreibt, hat er sich vor allem vorgenommen, die Schande der Kollaboration auszulöschen. Dafür hat er Marschall Pétain wiederholt rehabilitiert und unter anderem behauptet, Pétain habe dazu beigetragen, französische Juden zu retten, indem er revisionistische Thesen aufgreift, die allerdings von der Historikergemeinschaft völlig diskreditiert wurden.

Le Pen bei der extremen Rechten umstritten

Nichts hatte bis zu den letzten Monaten darauf hingedeutet, dass dieser mediale Störenfried eines Tages die politische Arena betreten würde. Die Neuordnung des politischen Raums in Frankreich mit der Wahl Macrons, der die klassische rechte Partei zu Fall gebracht hat, und vor allem die Entwicklung der größten rechtsextremen Partei bietet Zemmour jedoch einen politischen Raum.

Unter dem Vorsitz von Marine Le Pen seit 2011, hat der Front National (FN) versucht, einen Wandel zu vollziehen, um sich als „respektable“ Partei zu präsentieren. Trotz einer großen Wählerbasis weiß die Vorsitzende der Partei, die sich mittlerweile Rassemblement National (RN) nennt, dass ihre Partei, der bei ihrer Gründung auch Sympathisant*innen des Naziregimes angehörten, einer Mehrheit der Franzosen und Französinnen Angst macht.

In den letzten zehn Jahren hat der RN die radikalsten Mitglieder der Partei systematisch von den Familienfotos verbannt: Identitäre, Neofaschisten und traditionalistische Katholiken werden gebeten, sich im Hintergrund zu halten. Im Zuge der „Entdämonisierung der Partei“ poliert Marine Le Pen ihre Sprache und spickt ihre Reden mit einvernehmlichen Verweisen auf die „Republik“ und den „Laizismus“ – beides Aspekte, die von der von ihrem Vater gegründeten Partei Front National (FN) meilenweit entfernt liegen. Auch in der Wirtschaft betreibt sie einen deutlich sozialeren Kurs durch die Unterstützung der Rente mit 60 Jahren oder öffentlichen Dienstleistungen.

Als letzte Etappe des Normalisierungsprozesses schloss Marine Le Pen ihren Vater aus der von ihm gegründeten Partei aus, nachdem dieser erneut eine antisemitische Äußerung gemacht hatte, in der er die Bedeutung der Shoah herunterspielte. Daraufhin benannte sie die Partei 2018 um, strich das Wort „Front“, das sie als zu aggressiv empfand, und ersetzte es durch „Rassemblement“ (Versammlung).

2017 erreichte sie in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen gegen Emmanuel Macron ein Ergebnis von 33 % , was fast 11 Millionen Stimmen entspricht. Dies ist das beste Ergebnis, das die rechtsextreme Partei je erzielt hat, und sie schien der Macht so nahe wie nie zuvor zu sein. Doch die völlig misslungene Debatte in der zweiten Präsidentschaftsrunde, die ihre absolute Unkenntnis der Fakten offenbarte, schürte Zweifel bei ihren Wähler*innen wie auch innerhalb der eigenen Partei. Desweiteren wird der RN durch Gerichtsverfahren belastet, wie die Affäre um die parlamentarischen Assistenten oder das russische Darlehen – was wie eine Bedrohung für die Zukunft Marine Le Pens erscheint. Diejenigen, die sie ins Abseits gedrängt hat, weil sie zu radikal waren, planen bereits den nächsten Schritt, da sie davon überzeugt sind, dass Marine Le Pen niemals an die Macht kommen wird.

Ihre Nichte Marion Maréchal, die in der rechten Wählerschaft sehr beliebt ist und die eher die Strömung der Identitären und Radikalen vertritt, will nicht gegen ihre Tante antreten und denkt längerfristig. Sie hat sich zurückgezogen und eine Schule für Politikwissenschaft gegründet, um sich der „Kulturschlacht“ zu verschreiben. Ihre Freunde starteten auch eine Offensive im Medienbereich und engagierten sich in rechtsgerichteten Zeitungen wie Valeurs Actuelles oder gründeten eigene Medien wie das monatlich erscheinende rechte Magazin L'Incorrect.

Sie umwerben insbesondere den äußerst konservativen Teil der Katholiken, der sich 2013 in Massen gegen die Ehe für alle mobilisiert hatte und sich nun von keiner bzw. keinem der Kandidat*innen vertreten fühlt. Diese Gruppe der Katholiken ist der Ansicht, dass die rechten Parteien, die auch in gesellschaftlichen Fragen zu liberal sind, sie im Stich gelassen haben. Sie finden sich nicht in Marine Le Pen wieder, einer geschiedenen Mutter, deren engste Mitarbeiter*innen bekennende Homosexuelle sind und die noch vor kurzem zugegeben hatte, dass sie der Kirche sehr fern stehe.

Bei einem von Marion Maréchals Freunden organisierten Treffen, das im September 2019 in Paris stattfand und als „Konvention der Rechten“ bezeichnet wurde, trat Éric Zemmour erstmals als politscher Tribun auf... „In diesem Moment hat seine Kampagne wirklich begonnen“, gibt Erik Tegner, Mitorganisator des Treffens und ehemaliger RN-Aktivist, der im Frühjahr einen YouTube-Kanal zur Unterstützung der Kandidatur Zemmours gestartet hat, zu.

An diesem Tag hielt Zemmour eine lange, extrem gewaltbereite Rede gegen den Islam und die Muslime, die live auf den Nachrichtensendern übertragen wurde. Angesichts der Tatsache, dass der Islam in Frankreich eine „Aktion der Kolonisierung und Besetzung von Teilen des französischen Territoriums“ durchführe, müsse man „kämpfen“, um nicht zu verschwinden. Dies ist quasi ein Aufruf zum Bürgerkrieg.

Anwesend im Saal zusammen mit ihm an diesem Tag war eine ganze Reihe von extremen Rechten, die mit Marine Le Pen gebrochen hatten. Zum einen waren da die, die sie systematisch ausgeschlossen hat –die radikalsten der Identitären– und auch diejenigen, die sich von sich selbst distanziert haben, weil sie die Kandidatin in Wirtschaftsfragen für zu „links“ halten.

Gewichtige Verbündete in der Bourgeoisie

Éric Zemmour, berauscht von seinen redaktionellen Erfolgen und angetrieben von seiner jungen Lebensgefährtin, der brillanten hohen Beamtin Sarah Knafo, hat sich nach und nach davon überzeugt, dass man nicht warten darf und beginnt mit den Vorbereitungen. Er erkennt, dass er auf die Unterstützung der gesamten extremen Rechten zählen kann, die von einer Marine Le Pen an den Rand gedrängt wird. Der Journalist des Figaro, der einen Teil der politischen Klasse duzt, mit der er seit Jahrzehnten verkehrt, weiß, dass er auch mit der Unterstützung des "bürgerlichen Blocks" rechnen kann, der sich vor der Familie Le Pen immer die Nase gerümpft hat. Der ehemalige Berater von Nicolas Sarkozy, Patrick Buisson, der Zemmour nahe steht, hat schon seit langem davon gesprochen, dass die nationale Rechte „den Volksblock“ und „den bürgerlichen Block" vereinen müsse, um an die Macht zu kommen. Marine Le Pen, die bei den Arbeiter*innen und Angestellt*innen sehr gut ankommt, kann trotz ihrer Bemühungen in den höheren Bevölkerungsschichten nicht punkten.

Éric Zemmour profitiert außerdem von einem weiteren starken Verbündeten: Der Milliardär Vincent Bolloré, der sein riesiges Vermögen in den Häfen und in der Schifffahrt in Afrika aufgebaut hat, beschloss vor einigen Jahren, in die Medien zu investieren und hatte dabei ein klares Ziel vor Augen. Er hat insbesondere den Sender Itélé, eine Tochtergesellschaft von Canal Plus, aufgekauft, den er in CNews umbenannte, mit dem kaum verhohlenen Ehrgeiz, daraus den französischen Fox News-Sender zu machen. Der Geschäftsmann, der den traditionellen Katholiken nahesteht, vertritt äußerst rechte Überzeugungen und hat die Absicht, bei den nächsten Präsidentschaftswahlen ein gewichtiges Wort mitzureden. 

Am Tag nach der Rede der „Konvention der Rechten“, die einen Großteil der politischen Klasse schockierte, beschloss der Geschäftsmann, Éric Zemmour täglich eine einstündige Tribüne in einer auf ihn zugeschnittenen Sendung zu bieten. Die Einschaltquoten schossen in die Höhe und der rechtsextreme Polemiker erreichte manchmal fast eine Million Zuschauer*innen, die seine apokalyptischen Analysen und seine Ausfälle mit unverblümtem Rassismus begierig verfolgten. Zwei Jahre lang drängte er den Menschen seine Obsessionen auf, vor allem aber gab er das Tempo für andere Nachrichtensender vor, die alle begannen, die Themen Einwanderung und Identität nach der Agenda des zukünftigen Kandidaten der extremen Rechten übermäßig zu thematisieren.

Eine Medienkampagne, die vom Feld wegführt

Still und leise wurde unter der Leitung von Sarah Knafo nach und nach eine Organisation aufgebaut, die die Kandidatur von Zemmour vorbereitete. Außerdem wird er von einem Team junger Aktivist*innen unterstützt, die Marion Maréchal nahestehen, sich intensiv mit der Kampagne von Donald Trump auseinandergesetzt haben und sehr offensiv in ihrer Kommunikationsschlacht über die sozialen Netzwerke auftreten.

Vor Sommerbeginn richtete das Team unzählige Twitter-Konten ein, „Jugendliche mit Zemmour“, „Frauen mit Zemmour“, „Landwirte mit Zemmour“ usw., die das soziale Netzwerk mit Botschaften zugunsten von Zemmour bereits überschwemmten, als dieser noch nicht einmal kandidierte. Gleichzeitig ist Samuel Lafont, der früher bei den Republikanern für digitale Kommunikation zuständig war, mit allen Techniken vertraut, um Informationen rasant im Netz zu verbreiten, zum Beispiel mit Astroturfing, einer Methode, mit der Massenbewegungen im Internet anhand einer begrenzten Anzahl von Konten simuliert werden können. Auf der Website der Génération Z, der Jugendbewegung des Kandidaten, bekennt man sich zum Modell der „Keyboard Warriors“, denen Trump zum Zeitpunkt seines Sieges gedankt hatte, und rät den Aktivist*innen, alle bei Jugendlichen beliebten Foren und Plattformen zu nutzen, um ihren Kandidaten zu fördern.

Trotz des fulminanten Starts mit Unterstützung einer offensichtlich faszinierten Presse, hat die Kampagne von Éric Zemmour in den letzten Wochen erste Rückschläge erlitten. Der Übergang von einer Medien- und Social-Media-Kampagne zu einer Kampagne vor Ort gestaltete sich als schwierig. Die Teams von Zemmour haben sehr radikale Aktivist*innen mit der Organisation von Versammlungen oder dem Aufhängen von Plakaten beauftragt: ehemalige Mitglieder der wegen ihrer militanten Tätigkeiten aufgelösten Génération Identitaire oder militante Royalisten der Action Française, die ein eher beunruhigendes Bild seiner Kandidatur zeichnen. 

Wegen der Gewalt in seinen Reden, aber auch wegen des Profils seiner Unterstützer, haben sich zahlreiche Bürgermeister*innen geweigert, ihm Räume für Versammlungen zur Verfügung zu stellen. Im Übrigen hat er noch nicht die 500 „parrainages“, eine Art Patenschaftserklärung amtierender Bürgermeister*innen erhalten, die für eine Präsidentschaftskandidatur erforderlich sind, und einige fragen sich noch, ob er es bis zum Ende schaffen wird.

Die Bilder der Gewalt bei seiner ersten Versammlung als Kandidat in Villepinte am Sonntag, den 5. Dezember, bei der antirassistische Aktivist*innen und Journalist*innen verprügelt wurden, warfen ein grelles Licht auf die neofaschistischen Methoden seiner Unterstützer*innen. Die Anschuldigungen mehrerer Frauen über sexuelle Angriffe und unangemessenes Verhalten, werden im Wahlkampf mit Sicherheit wieder auftauchen.

Unabhängig davon, ob er die Präsidentschaftswahlen gewinnt oder nicht, Éric Zemmour hat bereits einen großen Erfolg erzielt: Er hat sein rassistisches Gedankengut in die öffentliche Debatte Frankreichs gebracht und jeden gezwungen, sich ihm gegenüber zu positionieren. Ein unbestreitbarer Sieg für seine Unterstützer*innen, die sich immer wieder auf Gramsci berufen und für die der Kulturkampf unweigerlich einen Vorgeschmack auf die kommenden Wahlsiege bedeutet.

Sollte er 2022 scheitern, weiß Marine Le Pens Nichte Marion Maréchal, dass sie für ihre eigene Präsidentschaftskandidatur 2027 von dem gesamten politischen und medialen Ökosystem profitieren kann, das er aufgebaut hat.

Über die Autorin

Lucie Delaporte ist Journalistin bei Mediapart und berichtet über die extreme Rechte. Sie verfolgt seit 2016 die Neuzusammensetzung der französischen Rechten für die investigative Website, nachdem sie zuvor für die Bereiche Bildung und Hochschulbildung zuständig war.

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