Der lange Kampf der Amazon-Beschäftigten

Labor des Widerstands: Gewerkschaftliche Organisierung beim Weltmarktführer des Onlinehandels

28.02.2017
Jörn Boewe, Johannes Schulten

Seit über drei Jahren und mit weit mehr als 100 Streiktagen kämpfen die Beschäftigten von Amazon in Deutschland für einen Tarifvertrag. Auch wenn diese Auseinandersetzung noch immer nicht gewonnen ist: Sie steht exemplarisch für den Kampf von Beschäftigten im Niedriglohnsektor gegen einen globalen Großkonzern.

Der Konflikt bei Amazon ist zu einem „Laboratorium des Widerstandes“ geworden. Wichtige Erfahrungen wurden gemacht, nicht nur für den Widerstand gegen Niedriglöhne und prekäre Beschäftigung in Deutschland, sondern ebenfalls für die Auseinandersetzung mit dem Konzern an den anderen europäischen Standorten. Auch dort agiert er extrem gewerkschaftsfeindlich, aber auch dort bildet sich ein gewerkschaftlich getragener Widerstand heraus. Die transnationale, im ersten Schritt zumindest europaweite Vernetzung der Beschäftigten und der gemeinsame Austausch über die in den verschiedenen Ländern gemachten Erfahrungen bleiben unabdingbare Voraussetzung eines erfolgreichen grenzüberschreitenden Kampfes. Diese Studie ist das Produkt intensiver Recherchen der Journalisten Jörn Boewe und Johannes Schulten über die Strukturen des Amazon-Konzerns, über die in Deutschland gemachten gewerkschaftlichen Widerstandserfahrungen und über die Perspektiven grenzüberschreitenden Handelns der Beschäftigten. Sie basieren u.a. auf einer Reihe von Interviews mit Amazon-Streikaktiven und auf der Teilnahme an diversen gewerkschaftlichen Treffen sowie der Amazon-Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung im März 2016. Über 6.000 Exemplare der im Dezember 2015 erschienenen, ersten deutschsprachigen Auflage der Broschüre "Der lange Kampf der Amazon-Beschäftigten" konnten inzwischen verteilt werden, die Publikation wurde auf diversen streikbegleitenden Veranstaltungen an den Amazon-Standorten in Deutschland vorgestellt und ihre Ergebnisse mit den Beschäftigten diskutiert. Mit der hier vorgelegten überarbeiten und aktualisierten englischsprachigen Fassung hoffen wir, ihre Ergebnisse für Gewerkschafter*innen in anderen europäischen Ländern zugänglich zu machen und so einen Beitrag zur Entwicklung transnationaler gewerkschaftlicher Perspektiven zu leisten. Konzerne wie Amazon mögen Global Players sein – doch die Beschäftigten und ihre Gewerkschaften versuchen, der Macht transnationaler Konzerne internationale Solidaritätsbewegungen entgegenzusetzen und sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Diese Bewegung ist noch jung, aber sie gewinnt europaweit an Kraft. Aus ihren konkreten Erfahrungen kann viel für die transnationale gewerkschaftliche Organisierung gelernt werden.

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