Donnerstag, 7. Dezember 2023, 18:00 - 20:00, Brüssel

“Europe Beyond Europe” - Eine Webinarreihe

Gesprächskreis Internationale Politische Ökonomie

Der von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brüssel organisierte Gesprächskreis zur internationalen politischen Ökonomie stellt eine Diskussionsplattform zu aktuellen wirtschafts-, finanz- und handelspolitischen Themen dar. 

Die Gesprächskreise finden mit Fachleuten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft in geschlossener Runde statt, wobei je nach Thema und Teilnehmenden eine Gesprächsrunde ganz oder teilweise auch für das breite Publikum geöffnet werden kann. Die Teilnehmenden setzen sich zusammen aus einem weniger fluktuierenden Kern aus generell zu internationaler Wirtschafts-, Finanz- und Handelspolitik sowie einem variableren Außenkreis aus einzelthematisch spezialisierteren Fachleuten und Vertretenden einschlägiger Organisationen.

Die Ergebnisse der themenbezogenen Arbeitsgespräche werden der Öffentlichkeit in Publikationen (Kurzzusammenfassungen der diskutierten Punkte, Diskussionspapiere zur Gegenüberstellung aktueller Diskurse und Kontroversen, Policy Paper mit konkreten Gestaltungsvorschlägen, etc.) und ggf. als öffentliche Veranstaltung selbst zugänglich gemacht. Eine Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen ist auf Anfrage möglich.

Zunächst werden die Gesprächskreise in einem 2 Monats-Rhythmus stattfinden, bei thematischer Aktualität und Nachfrage auch in kürzeren, unregelmäßigen Abständen. In geschlossener Runde als geschütztes Diskussionsformat bilden kurze Inputreferate die Grundlage für einen fachspezifischen Austausch und die Erörterung mögliche Lösungsbeiträge für eine zeitgemäße linke Wirtschafts-, Finanz- und Handelspolitik mit internationalem Fokus.

Geplant sind zunächst folgende Termine und Themen, die je nach aktueller Relevanz und dem Interesse der Fachleute noch angepasst werden können:

 

Für eine Feministische LINKE:  Mit Care in die Europawahl 

 

7 Dezember 2023 - 18:00Uhr (Hybrid-Event)

Zoom-Einwahl: https://eu01web.zoom.us/j/66989639379?pwd=b01iZ3VGK21rcWVRV0JuQndzWE1kdz09

    

Am 09. Juni 2024 findet die nächste Europawahl statt. Die LINKE möchte mit einem am 13.09.23 veröffentlichten ersten Wahlprogramm-Entwurf, sowie mit einer neuen Parteispitze in Form von Martin Schirdewan und der Klimaaktivist*in und ehemaligen Kapitänin der Sea Watch 3 - Carola Rakete - für eine Erneuerung der Partei, auch im Europaparlament, antreten.  

In unserer Zeit vielfacher Krisen, deren Lösung ohne eine effektive Wirtschafts- und Sozialpolitik auf europäischer Ebene nicht denkbar ist, ist die Notwendigkeit einer starken linken Stimme im Europaparlament wichtiger als je zuvor. Zugleich zeigen Klimakrise, Corona Pandemie, steigende Inflation, Krieg,Pflege-Krise sowie ein Europa-weites Erstarken der Rechten, dass es neue Ansätze braucht, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Die vergangenen Jahre haben gezeigt: Eine Bewältigung dieser Krisen kann nicht mit Lösungsansätzen erfolgen, die diese einzeln und voneinander losgelöst versuchen zu bearbeiten, da sie in ihrer Entstehung und Wirkung miteinander verwoben sind. Vielmehr braucht es also einen Ansatz, der es zustande bringt mit einer gemeinsamen Vision (Idee? Gefühl? Haltung?) unterschiedliche Problemfelder und dazugehörige Politiken miteinander zu verbinden, diese als Interdependent zu begreifen und entsprechend zu behandeln und somit mit einer kohärenten Leitlinie zu agieren, die sich in alle Politikempfehlungen hindurchzieht. 

Eine solcher Ansatz bietet eine care-zentrierte Wirtschaft. In dieser Veranstaltung untersuchen wir das Potenzial von Care/(Für)Sorge als zentraler Leitlinie einer Linken Wirtschaftspolitik auf europäischer Ebene. Die Annahme ist, dass Care/(Für)Sorge die Möglichkeit bietet, als Themenübergreifende Theorie und Praxis die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Problemfeldern aufzudecken und eine Grundlage für die Formulierung Linker Lösungsansätze zu sein. Hierbei untersuchen wir den Entwurf des Wahlprogramms der LINKEN im Europaparlament aus einer öko-feministischen Perspektive und diskutieren mögliche Ergänzungen und Schwerpunktsetzungen aus der Care-Bewegung und feministischen Ökonomik. Ziel ist es, aus care-zentrierter Perspektive die Stärken des Wahlprogrammentwurfs zu identifizieren und zu untermauern, sowie mögliche Politikempfehlungen zu formulieren, die eine weitere Annäherung der LINKEN im Europaparlament zu den Vorschlägen der feministischen Ökonomik ermöglichen könnten.

 

Referent:innen:

 

Feline Tecklenburg ist Politökonomin für die sozial-ökologische Transformation mit einem Schwerpunkt auf der Verbindung von Ökonomie und Care(-Arbeit). Sie ist Aktivistin und geschäftsführende Co-Vorständin der postpatriarchalen Denk- und Handlungswerkstatt Wirtschaft ist Care und beschäftigt sich als Wissenschaftlerin kritisch mit den vielseitigen Lösungsansätzen, die es bereits dafür gibt. Sie promoviert zur Rolle der Care-Ökonomie in zukunftsfähigen Wirtschaftsmodellen.

https://wirtschaft-ist-care.org/publikationen/

Nadine Gerner ist Sozialwissenschaftlerin und lehrt an den Universitäten Münster und Marburg zu den Themen Care, Soziale Reproduktion, Degrowth und Ökofeminismus. 2022 war sie Teil des Organisationskreises der Vergesellschaftungskonferenz in Berlin und arbeitet seitdem weiter zur Vergesellschaftung von Care und dem Energiesektor. Sie ist aktiv in der 'Feminism and Degrowth Alliance' (FaDA). Nadine ist zudem Autorin des Buchs: 'Ökofeminismus - Zwischen Theorie und Praxis: Eine Einfphrung', dass beim Unrast Verlag erscheint.

https://unrast-verlag.de/produkt/oekofeminismus-zwischen-theorie-und-praxis/

Richard Bärnthaler ist ein interdisziplinärer Sozialwissenschaftler, der bis vor wenigen Wochen an der WU Wirtschaftsuniversität Wien - und nun an der Universität in Leeds zu den Forschungsschwerpunkten ökosoziale Transformation und Hegemonie, Umweltpolitik und Foundational Economy arbeitet, sowie zu dem Thema 'Universal basic Services' als mögliche materielle Realisierung einer solchen.  Er setzt sich für die Verbesserung und Neukonzeption der Ausbildung in Sozialökonomie (in Richtung sozial-ökologische Ökonomie) ein, um Studierende in die Lage zu versetzen, zutiefst widersprüchliche Strukturen innerhalb derzeitiger Wirtschaftswissenschaften zu verstehen und damit umzugehen.

https://research.wu.ac.at/de/publications/universal-basic-income-services-or-time-politics-a-critical-reali

 

Moderation: Arif Rüzgar & Vincent Janz

 

Anmeldung:

Anmeldung per E-Mail an: arif.ruezgar@rosaluxorg, vincentjanz@posteo.de

 

 

EU Economic and Financial Policy, Green New Deal and Degrowth

 

7 September 2023 - 19:00Uhr (Hybrid-Event)

Zoom-Einwahl: https://eu01web.zoom.us/j/62889022460?pwd=bG5YMXh6TWZXMUROc0JFNVlYYnYxQT09

 

Gegenwärtig ist der European Green Deal das politische Vorzeigeprojekt der EU, mit dem die EU-Kommission die Klimakrise abwenden und die entsprechende ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft vorantreiben möchte. Linke kritisieren, dass die dort geplanten Transformationspfade in vielerlei Hinsicht nicht weit genug gehen. Und dies, obwohl eine breite Masse an Vorschlägen vorliegt, die eine tatsächliche europäische Transformationsstrategie einleiten würden.

Gleichzeitig versammelten sich auf der Beyond Growth Konferenz in Brüssel mehr als 4000 Degrowth Aktivist:innen, Akademiker:innen, Policy-Maker:innen & Politiker:innen, um über mögliche ‚Transformationswege hin zu einer postwachstumsorientierten Wirtschaftspolitik‘ in der EU zu debattieren. ‘Degrowth’ schien nicht nur salonfähig in der Europäischen Union geworden zu sein, sondern dort auch eine von einem breiten Bündnis für notwendig erachtete Programmatik darzustellen. 

Um eine tatsächliche Transformation zu realisieren, ist zu fragen, welches Potenzial das Narrativ und die diskursive Stärke eines Green New Deal, oder Degrowth-Ansätze haben. Welche konkreten Politikempfehlungen stehen aus unterschiedlichen Perspektiven an, die den gegenwärtigen European Green Deal erweitern oder wenn nötig umstrukturieren können?

Von besonderem Interesse ist außerdem die Finanzierung des Megaprojekts der ökologischen Transformation. Welche öffentliche Finanzierungsstrategien könnten verfolgt werden, sodass die Kosten dieses Projektes nicht auf den Schultern der Vielen lasten? Welche Rolle wird den Finanzmärkten zukommen? Wie soll sichergestellt werden, dass geplante Investitionen tatsächlich in klimafreundliche Technologie und Infrastruktur geleitet werden, anstatt zur Subvention fossiler Energieproduktion? Welche Rolle gibt eine EU-Weite Finanzierungsstrategie – beispielsweise bei der Energie- oder Mobilitätswende – der Privatwirtschaft, welche der Bereitstellung oder Erweiterung von öffentlichen Infrastrukturen & Dienstleistungen? 

Diese und weitere Fragen wollen wir in der Veranstaltung aus den verschiedenen klima- und umweltpolitischen Perspektiven den Podiumsteilnehmer:innen und Teilnehmer:innen diskutieren.

 

Referent:innen:
 

Dr. Christoph Freydorf, Mitglied der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe nachhaltiges Geld. Zuletzt Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt Finanzwende für Resilienz und Nachhaltigkeit (FIRN) an der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung, davor Promotion an der Universität Erfurt zur Vielfalt der Beschaffenheiten und Funktionen verschiedener Geldsysteme

Nicolas Guenot arbeitet beim Konzeptwerk Neue Ökonomie in Leipzig und beschäftigt sich dort als gelehrter Informatiker mit dem Schwerpunkt Digitalisierung, sowie auch mit der sozial-ökologischen Kritik des digitalen Kapitalismus. Er hat die Bits & Bäume Konferenz in Berlin mitorganisiert und plädiert für eine demokratische und ökologische Alternative zur kapitalistischen Wirtschaftsordnung.

Johannes Fehr, Vorstandsmitglied von MERA25, dem deutschen Wahlflügel der europäischen Bewegung DiEM25. Bei der vergangenen Europawahl 2019 ist DiEM25 bereits mit einem Green New Deal for Europe als Kernelement des Parteiprogramms angetreten, welcher unter anderem die EU aus der fossilen Energieabhängigkeit hinausführen und mit der seit 2009 an die EU Mitgliedsstaaten verordneten Austeritäts- und Sparpolitik brechen sollte. Auch auf Bundes- bzw. regionaler Ebene tretet MERA25 mit dem Green New Deal in DE zu Wahlen an, wie z.B. im vergangenen Mai bei der Bürgerschaftswahl in Bremen.

Dr. Juliane Schumacher, lebt in Berlin und ist assoziierte Wissenschaftlerin am Leibniz-Zentrum Moderner Orient (ZMO) und freie Journalistin und Autorin. 2021 veröffentlichte sie bei der Rosa Luxemburg Stiftung Brüssel eine Studie mit dem Titel „Green New Deals: Großer Wurf für gerechten Klimaschutz oder Update des kapitalistischen Modells? Eine Einführung", indem sie verschiedene Auslegungen des GND analysierte und einen Ausblick auf die notwendigen Bedingungen für zukünftige Auseinandersetzungen mit ihm darlegte.

Moderation: Arif Rüzgar & Vincent Janz

 

Anmeldung:

Anmeldung per E-Mail an: arif.ruezgar@rosaluxorg, vincentjanz@posteo.de

 

 

 

 

 

Rosa-Luxemburg-Stiftung, Büro Brüssel
Rue Saint-Ghislain
62 Brüssel